Das kleine funkelnde Licht

Sie stehen alle in einem großen Raum. Es ist ein ganz gewöhnlicher Raum. Ein Raum so wie jeder andere, und doch fühlen sie sich alle unwohl. Nicht einer hat das Gefühl Geborgen zu sein. Obwohl der Raum Ihnen ein Dach über den Kopf bietet vor dem Unwetter das das Draußen zur Hölle werden lässt.

Der Raum ist dunkel und kalt. Kühl wirkt er noch dazu durch seine fast schon sterile Farben. Weiß und Eisblau erzeugen als Kombination keine Wärme.

Sie schauen sich nicht um, denn in dem Raum gibt es nicht viel zu sehen. Kein Stuhl, kein Tisch, Kein Schrank, kein Teppich, nur der Raum und sie alle. Fast alle in mitten des Raumes. Sie starren aus dem einzigen Fenster das hin und wieder das grelle Licht eines Blitzes durchlässt, der den kalten Raum für einen minimalen Augenblick erhellt.

Sie starren aus dem Fenster ohne sich umzusehen, ohne das wahrzunehmen was sich doch noch in den Raum befindet außer ihnen selbst. Auf dem Boden in der hintersten Ecke, in der größtmöglichen Entfernung zum einzigen Fenster sitzt sie auf den nackten kalten Fließen. Sie starrt nicht aus dem Fenster, denn das wird von allen verdeckt. Sie schaut sich die Gruppe an die aus dem Fenster starrt. Deren Minenspiele eindeutig Frust, Abscheu und Ungeduld aufweisen. Eine Frage scheint im Raum zu schweben die durch Blicken immer wieder erneuert wird: „Wann hört das endlich auf?“

Lächelnd betrachtet sie kurz noch einmal die Gruppe und wendet sich dann dem zu, was sie aus ihrem kleinen Beutel holt. Nicht das die anderen nicht auch einen Beutel oder eine Tasche hätten. Doch das was sie hat, hat wohl keiner von Ihnen.

Eine Frau bricht in Tränen aus, Verzweiflung scheint sie zu erfassen. So kalt ist das Wetter, der Raum und alles. Selbst die Menschen um sie herum sind kalt und wie aus Eis. Keiner macht sich über den anderen Gedanken. Alle wollen sie eigentlich nur das eine. Den Raum verlassen und Sonnenschein. Und anstelle sich darum zu kümmern die Zeit nicht nutzlos verstreichen zu lassen. Stehen sie alle da und starren aus dem kleinen Fenster. Deprimierend wo es doch schon seit Stunden so geht.

Sie kennen sich alle kaum. Vielleicht haben sie sich einmal gesehen aber mehr auch nicht. Als das Wetter draußen diesen Umschwung hatte, waren sie sich alle Fremd. Sei suchten Schutz und betraten der Reihe nach diesen einen Raum. Der Raum, der so kalt wirkt. Wem der Raum gehört oder für was er gut ist, interessiert auch niemanden. Ein Dach über den Kopf war der erste Gedanke.

Sie, die sie in der Ecke sitzt zieht weiter das kleine Gläserne Gestell aus dem Beutel. Stellt es vor sich auf und reibt sich die schon kalt gewordenen Hände. Es scheint zwar Sommer zu sein, doch der Wind und der Regen sind genauso kalt wie der Raum. Eine Eiseskälte. Ihre Hand wandert wieder zurück in den Beutel. Und sie holt die aus blauen Wachs gegossenen Kerze hervor.

Die Gruppe bekommt es nicht mit, sie starren aus dem Fenster, ein Mann fängt an zu Fluchen. Ein anderer Hustet und die Gruppe zuckt resigniert mit den Schultern. Die Verzweifelte Frau wird kurz von hinten getätschelt, zuckt dabei zusammen beruhigt sich aber wieder und es wird wieder still. Zu Still.

Die blaue Kerze wird von ihr in das gläserne Gestell eingesetzt und sie kramt weiter in den Beutel. Selbst das klickende Geräusch des Feuerzeugs wird von den anderen nicht wahrgenommen. Warum auch? Die Kleine war die ganze Zeit schon in den Raum. Als sie eintraten hat sie dort gelegen und geschlafen. Sie hatten alle kurz einen blick auf ihre schmuddelige, lumpige Kleidung geworfen und dann abwertend den Blick schnell auf das Fenster gerichtet. Ein solches Wesen interessierte keinen.

Durch die Kälte des Raumes zündet die Kerze nicht gleich beim ersten klick, und so versucht sie es ein weiteres und drittes mal. Bis eine kleine Flamme den Docht erwärmt und sich daran hochzieht. Schnell wird die Flamme etwas größer und ein kleines aber warmes Licht erhellt den Raum.

Die Gruppe, die bislang wie gebannt auf das Fenster starrte wendet sich langsam, einer nach dem anderen stupst seinen Nachbarn an und zeigt auf das winzige Licht das den Raum zu erhellen versucht. Das Fenster nun unwichtig erscheinend wird verlassen und sie drängen sich in die Ecke in der die junge Frau in ihren lumpigen Kleidern eine Kerze in einem gläsernen Kerzenständer hält.

Eine Blaue Kerze, ein Blau an sich genauso kalt wie die Wände und doch erstrahlt es eine große Wärme. Keiner sagt ein Ton, doch die Blicke der Gruppe spricht Bände. Ein dreister Mann wendet sich der Kerze zu und will sie der jungen Frau entreißen. Doch sie richtet sich zur vollen Größe auf schaut zu ihm auf und stellt sich vor dem kleinen Licht. Sei mag zwar klein sein, aber ängstlich ist sie nicht. Nicht, wenn es um ihr Licht geht. Zum teilen gern bereit doch wegnehmen darf man es ihr nicht. Es ist ihr Licht.

Ein rauer Ton unterbricht die Stille. Sie solle das Licht hergeben und sich verziehen. Doch so schnell gibt sie nicht auf. Warum sollte sie? Die anderen der Gruppe stellen sich hinter dem Mann, sie scheinen einer Meinung mit ihm zu sein. Doch die Junge Frau gibt nicht auf. Kniet kurz nieder, nimmt das Licht auf und zeigt es in die Runde. Dann mit ruhigen und sachlichen Worten spricht sie die Gruppe an. Sie sei gern bereit das Licht zu teilen, aber hergeben würde sie es nicht.

Die Verzweifelte Frau schaute sich die junge Frau noch einmal genauer an und stellte sich dann zu ihr. Sie habe recht, es war wirklich ihr Licht und warum sollte man es nicht teilen? Dann hätten alle etwas davon.

Eine andere Frau, deren Kleidung sich deutlich von der jungen Frau abhob, die das Licht immer noch fest umklammert hält. Stellt sich näher an den Mann heran, wie könne dieses lumpige Gesindel es wagen ihr die Kerze zu verweigern.

Die Gruppe die vorhin noch friedlich gemeinsam auf das Fenster gestarrt hatte, teilt sich nun in 2 Hälften. So stehen sie in einem Dreieck zueinander um die Kerze. Die eine Gruppe auf der linken Seite, die andere auf der Rechten und die junge Frau hinter der Kerze mit ihr in der Hand.

Keiner weicht zur Seite. Doch Stille findet man nun nicht mehr in diesem Raum. Ein Gemurmel von unerhört bis hin zu Egoismus macht sich breit. Und keiner will seine Meinung gegenüber den anderen ändern. Es wird diskutiert. Wobei sie wieder nur auf sich selbst achten, die zwei Gruppen unter sich. Keiner schaut darauf was die junge Frau mit dem kleinen Licht macht. Sie lächelt wieder, und geht mit der Kerze auf die Mitte des Raumes zu, stellt sie dort ab und wandert wieder zurück in ihre Ecke wobei sie ein ruhiges Lied vor sich her singt.

Du bist nicht allein...

Die Gruppen schauen sich um und mit einem mal verstehen sie, sie umkreisen das kleine Licht in gleichmäßigem Abstand, nur der dreiste Mann beschwert sich noch Leise doch die Blicke der anderen bringen ihn zum Schweigen.

Erst als alle in gleichem Abstand zur Kerze stehen hört die junge Frau auf zu singen und schaut sich das Bild aus ihrer Ecke an. Wie sie alle sich das kleine Licht teilen und nicht mehr deprimiert auf das Fenster starren. Wenn sei nun dort hinschauen würden, würden sie alle feststellen das langsam aber sicher sich die schwarzen Wolken verziehe und langsam aber sicher der Himmel immer heller wird. Heller noch als das kleine Licht. Keiner merkt es.

Denn auch wenn sie es nicht zugeben wollen, wirkt der Raum mit einem Mal warm. Keiner zittert mehr, alle lächeln sich an, schauen auf die Kerze und unterhalten sich über die schönen Dinge des Lebens.

Langsam hebt die Junge Frau ihren Beutel auf und verlässt leise den Raum. Draußen scheint die Sonne und sie wandert glücklich in den Tag hinaus...

Auf einmal wurde ich von meinem Handy geweckt und stellte fest das ich in meinem Wohnzimmer auf dem Boden lag. In der Mitte des Raumes keine Sorge mein Haus fackelt nicht ab denn ich hatte keine brennende Kerze neben mir... lächel.

Euch allen einen wundervollen erleuchteten Tag!