Mera Luna Der Sonntag...

Sonntag morgen waren wir dann sehr zerknittert. Noch mehr als am Samstag. Der Tag fing auch nicht gut an. Wenn der Samstag noch als relativ schön zu bezeichnen war was das Wetter anbelangte, so war der Sonntag ein Regentag. Nicht gerade geeignet für ein perfektes Festival.

Manche unserer Gruppe haben die Nacht damit zugebracht in den Campingstühlen zu sitzen und sahen jetzt sehr müde aus, als wir uns aus dem Zelt rafften. Nicht das wir viel frischer aussahen als die anderen aber irgendwie schafften wir es.

Der Gang zu den Duschen in meinen roten Crox war schon eine lustige Angelegenheit Schlange stehen für Wasser das einem über den Kopf geschüttet wird obwohl das gerade von oben kam. Eigentlich hätte man das unter freiem Himmel machen können. Duschgel und go.

Vor den Duschen und bei der WC Schlange die, anstelle von kürzer, immer länger zu werden schien, war ein Kamerateam dabei das auch die lustigen Füße filmte. Einmal in die Runde. Da kamen quietsch gelbe Gummistiefel, pinke mit Marienkäfern, schwarze und bunte völlig durchnässte Turnschuhe, Badelaschen in den unmöglichsten Farben (kack-braun zählte auch dazu), und einige wagten es sogar in High Heels zu den Duschen. Wobei die meisten Schuhe doch entweder Badeschlappen waren die Füße also nackt , oder aber schwarz. Die anderen sind eben nur so aufgefallen. Und meine Befürchtung liegt sehr nahe das meine knallroten Crox (die Ähnlichkeit mit Clowns haben so rund und dick) ebenso den anderen aufgefallen sind.

Wir waren recht früh auf dem Platz und wollten ein paar Bands mehr mitbekommen als am Vortag. Durch den Regen aber machte es nicht sonderlich viel Freude und wir schauten uns erst einmal die Stände an. Vereinzelt traf man ein paar bekannte Gesichter. Und dazu fällt mir gleich noch etwas besonderes unserer Zeit ein.

So viele fluchen über die Sozialen Netzwerke zum Beispiel über Facebook. Doch diese unmöglichen Kommunikationsplattformen haben einen ganz großen Vorteil. Man trifft Leute, auf Partys, Festivals oder Konzerten. Tauscht sich aus und findet sich auf Facebook wieder. Der Kontakt bleibt erhalten bis zum nächsten gemeinsamen Event wo man sich freut wieder Jemanden zu treffen den man kennt. Vor der Zeit des Internets hätte man sich wahrscheinlich aus den Augen verloren. Ein hoch auf Facebook und Co.

Mono Inc waren die erste Band die wir richtig geschaut haben am Sonntag. Die restliche Zeit haben wir bei den Ständen und unterm Dach verbracht. Zwischendurch liefen wir zum Lager zurück und trafen tatsächlich eine fast komplette Truppe an. Das war erstaunlich denn so etwas gab es noch nicht einmal morgens. Irgend eine kleinere Gruppe fehlte immer.

Auf dem Weg zurück zur großen Bühne machten wir einen Abstecher über den Mittelalter-Markt. Trotz oder gerade wegen dem Regen haben sich viele hier versammelt und unter den Zelten Platz gefunden. Das erste paar Schuhe war auch schon ruiniert. Schlamm und Matsch überall. Aber dennoch war es schön.

Tanzwut rockten voll ab auch wenn es nicht ganz meine Welt war. Die Gesichter der meisten wirkten schon leicht erschöpft aber dennoch merkte man ihnen an das sie sich trotz all der Gegebenheiten wohl fühlten. So muss ein Festival wirken.

Zu den richtigen Toiletten war der Weg sehr weit und so nutzte ich das Angebot eines „Dixies“ Toll war das nicht und Klopapier gab es meistens auch nicht. Auf einem Festival darf man das wohl alles nicht ganz so eng sehen.

Dann machten wir eine Entdeckung. Wie immer heißt es auf solchen Events, sehen und gesehen werden. Manche versuchen es mit auffälligen Styles manche wollen lieber im Hintergrund bleiben und wieder andere fallen mit ganz ausgefallenen Dingen auf. So liefen am Rande der Menge zwei Gestalten halb nackend durch die Gegend. Der eine hatte einen „Borat-String“ an und der andere nur ein Schaf als Bedeckung. Ein lustiger Anblick. Und ich fand es cool.

So cool, das ich die doch glatt ansprechen musste und ein Foto mit ihnen machte. Rolf hielt sich dabei im Hintergrund er kannte das ja schon von mir. Mir hat es Spaß gemacht, vor allem weil ich es erstaunlich fand wie schnell eine Reihe „privat-fotografen“ um uns herum standen. Vorher hatten die Beiden schon Interesse geweckt bei den Leuten. Als ich aber da zwischen den beiden stand in meinem Lack und Leder, wurde es schnell voll um uns herum, faszinierend aber doch irgendwie auch erschreckend. Ich möchte nicht wissen in welchen Fotosammlungen ich jetzt überall zu finden bin, oder doch? Und schnell sah ich zu das ich wieder zu meinem Krieger kam. Ein lustiges kleines Abenteuer. Ich finde es immer noch cool, egal ob die anderen unserer Truppe mich für verrückt einstuften oder nicht. Manche stimmen wurden laut und sagten wie konntest du nur. Tz. Das war doch lustig!

Bei VNV-Nation waren wir natürlich wieder vor der Bühne. Und sie spielten ein Lied nach dem anderen. Ich wurde nach einer Weile dann etwas ungeduldig, kam es noch? Und dann war es endlich so weit. Die ersten Töne unseres Liedes. Ich weiß noch genau als wir auf dem Blackfield Festival 2009 unten vor der Bühne standen und das erste mal uns gemeinsam zu der Musik bewegten. Wie erstaunt ich war das es klappte, ein Mann der mit mir tanzen kann, mich dabei führt.

Das man eine solche Musik auf diese Art und Weise gemeinsam erleben kann. Im Laufe der zwei Jahre hörten wir es immer wieder und für mich hat es seit her eine ganz besondere Bedeutung. Das habe ich noch nie vorher gefühlt. Wie eine Einheit. Das so etwas überhaupt mit einem „Partner“ geht? Es fasziniert mich und erschreckt mich immer wieder aufs neue. Aber es war so schön. Und so schön wie es 2009 war, genauso war es das nun. Und so ist es bislang jedes mal wenn sie dieses Leid spielen. Eine unbeschreibliche nähe und wärme geht dann durch einen hindurch. Ja, es ist unser Lied. Perpetual. Und nur zum gemeinsamen genießen...

Die letzte Band am Abend war auf eine Art schön, auf der anderen Seite hörte ich viele die sagten sie würden nicht auf einem solchen Festival passen. Das mag sein. Aber irgendwie war es trotzdem ein schöner Abschluss. Denn es war die letzte Band am Abend und irgendwie hatte ich das Gefühl in ein Zeltlager aus der Schulzeit versetzt worden zu sein. Dort spielten sie zum Abschluss auch immer diese leicht melancholischen Stücke. Arm in Arm standen wir da und lauschten den verträumten teils traurigen Klängen.

Auf dem Rückweg ins Camp liefen wir wieder über den Mittelalter Markt und konnten uns die Feuershow ansehen. Wir kamen gerade Rechtzeitig. Und sie passte noch einmal mehr zum Abschluss des Festivals, ich glaube sie haben eine kleine Geschichte dargestellt. Was man mit Feuer und Bewegungen alles ausdrücken kann. Sehr viel Ausdruck zu den Trommelschlägen. Ja das war schön. Noch ein klein wenig irrten wir umher, setzten uns noch zu der Gruppe und ließen uns dann im Zelt nieder. Der Nächste Tag würde sehr anstrengend werden. Gutes nächtle.

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